Was in vielen Tanzstudios oder Rehaplänen Standard ist, steht zunehmend in der Kritik: Klassische Protokolle wie RICE oder POLICE (Ruhe, Eis, Kompression, Hochlagern) haben sich zwar etabliert, sind aber wissenschaftlich kaum belegt – besonders wenn es um tiefergehende Muskelverletzungen geht.

Eine neue Studie (Dablainville et al., The Journal of Physiology, 2025) bringt Bewegung in die Debatte: Wärme – nicht Kälte – scheint die Muskeln nach einer Verletzung tatsächlich besser zu regenerieren.

Ob Sprunglandung, hohe Wiederholungszahlen oder schnelle Richtungswechsel – Tänzer:innen sind oft an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Dabei sind echte Muskelfaserrisse oder Mikrotraumata keine Seltenheit, besonders im Oberschenkel- oder Wadenbereich.

Und doch wird in der Akutversorgung oft direkt gekühlt – teils reflexhaft. Aber: Bei strukturellen Muskelschäden (nicht bloß Muskelkater) funktioniert diese Strategie nicht gut.

Die Studie untersuchte echte Muskelverletzungen – nicht bloß Muskelkater – mit histologisch bestätigter Zellschädigung. Drei Gruppen wurden verglichen:

  • ❄️ Kaltwasserbad (12°C, 15 Minuten)
  • 🌡️ Thermoneutral (32°C, 30 Minuten)
  • 🔥 Heißwasserbad (42°C, 60 Minuten)

Und die Ergebnisse sind für Tänzer:innen hochrelevant:

🧠 Kälte hilft NICHT bei…
Kraftaufbau Keine Verbesserung der Muskelkraft nach 10 Tagen
Schmerz Kein Rückgang bei Bewegung- oder Druckschmerz
Zellheilung Keine Reduktion von Entzündungswerten oder Zellschäden

Im Gegenteil: Kälte verlängert sogar Entzündungsphasen und unterdrückt wichtige Reparaturprozesse.

Das warme Wasserbad (42°C, täglich 60 Min.) zeigte dagegen gleich mehrere regenerative Effekte:

  • Deutlich geringere Schmerzen
  • Aktivierung entzündungsauflösender Botenstoffe
  • Mehr Hitzeschockproteine, die Muskelfasern schützen
  • Keine negativen Effekte auf Narbenbildung

Tänzerische Leistung lebt von Timing, Körpersensibilität und präziser Steuerung. Eine verletzte Muskelstruktur braucht nicht nur Ruhe, sondern gezielte Regulation. Und genau hier setzt Wärme an:

  • Fördert Durchblutung
  • Unterstützt das „Aufräumen“ zellulärer Trümmer
  • Aktiviert Zellschutz
  • Verkürzt Entzündungsprozesse
  • Begünstigt strukturellen Wiederaufbau

💡 Nutze Wärme in den ersten 10–14 Tagen nach einer Muskelverletzung – nicht nur zur Entspannung, sondern als aktives Heilmittel.

💡 Kombiniere Wärmeanwendungen mit einem sanften Re-Entry ins Training – kein „alles oder nichts“, sondern tanzmedizinisch fundierte Progression.

💡 Kälte kannst du gezielt in der Akutphase bei Prellungen oder starken Schwellungen einsetzen – aber nicht bei tieferliegenden Muskelschäden.

In der Tanzwelt sprechen wir oft von Körperbewusstsein – doch bei Verletzungen greifen wir immer noch zu Methoden, die mehr Routine als Wissenschaft sind.

Die neue Studienlage zeigt: Heiß ist das neue Klug.

Wärme wirkt – nicht nur auf dein Wohlgefühl, sondern auf deine Zellregeneration. Wenn du dich also das nächste Mal verletzt:

Statt „Eis drauf“ frag dich: Wie kann ich die Heilung von innen unterstützen?

👉 Wenn du dich nach einer Muskelverletzung in physiotherapeutische Behandlung begeben möchtest, kannst du ganz einfach über Doctolib einen Termin buchen.