Tanzen und Sport fordern unseren Körper auf vielfältige Weise – manchmal auch an Stellen, die wir gar nicht erwarten. Ein Beispiel dafür ist das Os trigonum, ein winziger Knochen im hinteren Bereich des Sprunggelenks, der unter bestimmten Umständen für Beschwerden sorgen kann. In diesem Artikel erklären wir, wie sich das Os trigonum entwickelt, wann es Probleme verursachen kann und welche Behandlungsstrategien es gibt.

Das Os trigonum ist ein akzessorischer Knochen, der in direktem Zusammenhang mit dem Talus steht. Während der embryologischen Entwicklung bildet sich der Talus (Sprungbein) aus mehreren Verknöcherungszentren. In der Phase zwischen dem 7. und 13. Lebensjahr verschmilzt der hintere Talusfortsatz normalerweise vollständig mit dem Talus. Bei etwa 7 % der Bevölkerung bleibt dieser Knochen jedoch als eigenständiges Os trigonum bestehen.

Der Entstehungsprozess des Os trigonum ist Teil der normalen Knochenentwicklung. Im Kindes- und Jugendalter verfügen viele über separate Verknöcherungszentren im Bereich des hinteren Talus. Bei den meisten Menschen führt der Verschmelzungsprozess dazu, dass das Os trigonum verschwindet – bei manchen Menschen jedoch nicht. Dadurch entsteht ein kleiner, zusätzlicher Knochen, der in der Regel asymptomatisch bleibt.

Das Vorhandensein eines Os trigonum allein löst in der Regel keine Beschwerden aus. Probleme entstehen häufig erst dann, wenn es durch bestimmte Belastungen oder Traumata ins Spiel kommt. Besonders im Tanz, aber auch bei Läufern oder Fußballspielern kann es im Rahmen von Überlastungssituationen zu Schmerzen kommen:

  • Kraftvolle Plantarflexion: Bewegungen wie „en pointe“ oder „demi-pointe“ im Ballett erzeugen starken Druck im hinteren Sprunggelenk.
  • Überlastung und Trauma: Wiederholte Belastung oder ein einmaliges traumatisches Ereignis (z. B. durch erzwungene Plantarflexion) können das Os trigonum verschieben und Irritationen hervorrufen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nähe des Os trigonum zur Sehne des Musculus flexor hallucis longus (FHL). Diese Sehne verläuft direkt neben dem Knochen und kann durch Reibung und Kompression betroffen werden. Eine Entzündung der FHL-Sehne – auch Tenosynovitis genannt – führt oft zu zusätzlichen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, was die Genesung erschwert.

Um ein symptomatisches Os trigonum zu diagnostizieren, kommen vor allem bildgebende Verfahren zum Einsatz:

  • Röntgenaufnahmen: Laterale Röntgenbilder des Sprunggelenks zeigen oft schon das Os trigonum als abgetrennten Knochen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Mit einem MRT lassen sich nicht nur das Vorhandensein, sondern auch etwaige Weichteilverletzungen, wie eine Tenosynovitis des FHL, genauer beurteilen.
Röntgen Os trigonum

Die Therapie des Os-trigonum-Syndroms richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden:

 

  • Konservative Behandlung:
    • Aktivitätspause und Anpassung der Belastung: Reduktion von Bewegungen, die Schmerzen hervorrufen.
    • Physiotherapie: Durch spezifische isometrische und exzentrische Übungen für die Muskulatur des Unterschenkels kann der Talus während der Plantarflexion optimal unterstützt werden. Ziel ist es, die Auswirkungen des Os trigonum zu reduzieren.
    • Entzündungshemmende Maßnahmen: Medikamentöse Therapie und gezielte Einsatz von Kälte- oder Ultraschallbehandlungen können die Beschwerden lindern.
  • Operative Therapie:

Bei anhaltenden und starken Beschwerden kann eine minimalinvasive, arthroskopische Entfernung des Os trigonum in Betracht gezogen werden. Diese Methode bietet häufig den Vorteil einer schnelleren Genesung und geringerer Komplikationsraten.

 

Die Wahl des Therapieansatzes wird immer individuell getroffen und richtet sich nach den spezifischen Bedürfnissen und Belastungen des Betroffenen.

Das Os trigonum ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie kleine anatomische Unterschiede zu erheblichen Funktionsstörungen führen können – vor allem bei Tänzer:innen und Sportler:innen, die ihren Körper regelmäßig an seine Grenzen bringen. Wichtig ist zu wissen: Das Vorhandensein dieses kleinen Knochens bedeutet nicht automatisch Beschwerden. Es sind meist die exzessiven Belastungen und wiederholte Traumata, die den Unterschied machen.

Mit einer frühzeitigen Diagnose und einer gezielten Therapie lassen sich die Beschwerden jedoch in den Griff bekommen. So können die Betroffene wieder schmerzfrei und voller Freude ihrer Leidenschaft nachgehen.

Niknejad M. Os trigonum. Case study, Radiopaedia.org. DOI: 10.53347/rID-91842

Zeichen J, Schratt E, Bosch U, Thermann H. Das Os-trigonum-syndrom. Unfallchirurg, 1999; 102:320–323.